Dragons Rhöndorf

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Dragons Talk #3

Eloquent, ehrlich und engagiert – so präsentierte sich Jonas Falkenstein beim Dragons-Talk mit Klaus Beydemüller. Dabei gibt er Einblicke über das Dasein als Doppellizenz-Spieler, wie es ist in der Champions League zu punkten und was Baskets-Coach Tuomas Iisalo so besonders macht. 

Klaus Beydemüller: Zunächst vielen Dank, dass du heute da bist. Es war ja etwas schwierig einen Termin zu finden. Als Doppellizenz-Spieler hast du ja ordentlich zu tun und deine Zeit ist knapp bemessen …

Jonas Falkenstein: Stimmt, meine Tage sind immer gut ausgefüllt, mit Trainingseinheiten. Dazu versuche ich mich noch an der Uni (lacht). Aber perfekt, dass wir es heute geschafft haben.

Du studierst Jura, richtig?

Genau, hier in Bonn, im zweiten Semester.

Hast du schon eine Idee in welche Richtung es gehen soll, vielleicht sogar Strafverteidiger?

Den Bereich finde ich tatsächlich nicht uninteressant. Da ich vorher aber BWL studiert habe, was ja extrem wirtschaftlich angehaucht ist, glaube ich, Stand jetzt, dass der wirtschaftsrechtliche Part mein Ding ist. Noch bin ich aber offen für alles was da kommt.

Zurück zur Doppellizenz: Die meisten Leute können sich gar nicht richtig vorstellen, was es bedeutet für zwei Teams sportlich unterwegs zu sein. Kannst du uns deinen Status mal genauer beschreiben?

Zeitlich ist das Ganze schon ziemlich anspruchsvoll. In der Bonner Erstligamannschaft bin ich den größten Teil der Trainingseinheiten dabei. Dort darf ich mich mit gestandenen Profis matchen. In Rhöndorf soll ich dann das Gelernte im Idealfall bei Spielen aufs Parkett bringen. Wenn sich bei den Baskets dann die Möglichkeit ergibt, was in dieser Saison ja schon ein paar Mal der Fall war, komme ich zum Einsatz und kann ein paar Punkte machen. Allerdings ist der Plan: in Bonn lernen und in Rhöndorf das Gelernte umsetzen.

 

Apropos Punkte bei den Baskets – ich erinnere mich an ein Champions League-Spiel, wo du reinkamst, gleichmal den Hunderter vollgemacht hast und die Halle komplett ausgerastet ist. Ein Gänsehaut-Moment für dich?

Ja, extrem (Lächelt)! Es ist an diesem Tag natürlich perfekt gelaufen. Da kam einiges zusammen. Als sich die letzten Minuten anbahnten, hatte ich schon so ein Gefühl, vielleicht passiert es gleich und du kommst rein. Die Fans riefen meinen Namen und wollten mich auf dem Spielfeld sehen. Dass der Trainer mir dann tatsächlich sein Vertrauen geschenkt hat, mit den Worten „dann zeig mal, was du kannst“, war schon großartig. Als die Schlusssirene ertönte und ich sechs Punkte von mir auf dem Score-Board sah, war das Glücksgefühl unbeschreiblich. Ich bin ja gebürtiger Bonner, war früher der kleine Knirps im Stehblock und habe die Jungs angefeuert. Zehn Jahre später steht du selbst da unten auf dem Feld und machst die Punkte, das ist schon sehr besonders.

Sicher für jeden nachvollziehbar. Ist es aber nicht schwierig zwischen den beiden Welten hin und her zu switchen, sprich in Bonn zu trainieren und in Rhöndorf zu spielen?

Nicht wirklich, da die Spielsysteme in Bonn und Rhöndorf gleich sind. Außerdem legen Tuomas Iisalo und Julius Thomas großen Wert darauf, dass wir Doppellizenzler auf keiner Seite den Anschluss verlieren. Die Beiden sprechen sich immer gut ab, wie das wöchentliche Training gestaltet wird. Ich habe daher das Gefühl, ein fester Bestandteil beider Teams zu sein.

Trotzdem muss es doch für einen jungen Spieler hart sein, in der BBL überwiegend anderen beim Spielen von der Bank aus zuzuschauen.

Natürlich liegt es der Natur eines Sportlers immer zeigen zu wollen was man kann. Ich bin mir meiner Rolle in Bonn aber sehr bewusst. Es geht erstmal darum zu lernen. Wenn der Trainer während eines Spiels dann meinen Namen ruft, bin ich schneller vorne als du gucken kannst. Vor allem aber bin ich dann zu hundert Prozent bereit alles zu geben und wenn es nur ein oder zwei Minuten sind.

Anderes Thema: Ganz so leicht ist dir die Entscheidung nicht gefallen, nach zwei Jahren wieder für Dragons zu spielen. Oder trügt mich mein Gefühl?

Ehrlich gesagt hatte ich mir damals meinen Start bei den Dragons ein wenig anders vorgestellt. Was die Einsatzzeiten und die Rolle im Team betrifft war ich schon enttäuscht. Als Doppellizenz-Spieler konnte ich ohne Problem zurück nach Bonn wechseln und mich in der Regionalliga weiterentwickeln. Die aktuelle Saison ist aber ganz anders! Ich fühle mich sehr wohl. Es macht echt Spaß vor den Dragons-Fans zu spielen. Von dieser Saison kann ich nur positives berichten.

Du trainierst in Bonn derzeit mit der Creme der BBL. Was ist die größte Herausforderung Sparringpartner der Profis zu sein und was kannst von den gemachten Erfahrungen auf Rhöndorf übertragen?

Tja, die Herausforderung besteht darin, dass sich die Geschwindigkeit und Härte im Training auf einem ganz anderen Level bewegt. Hinzu kommt hohes Spielverständnis und absolute Präzision, was von den Coaches stetig eingefordert wird. Das ist jeden Tag eine große Challenge für mich, hier habe ich einige Schritte nach vorne gemacht. Und wenn Dinge bei den Baskets funktionieren, sollten sie natürlich auch bei den Dragons klappen. Ich schaue mir vieles bei Topspielern ab, wie sie auf Situationen reagieren und was sie dann machen. Beispielsweise bei Karsten Tadda, Sebastian Herrera oder Jeremy Morgan, bevor er sich verletzt hat. Also von Spielern, die eine ähnliche Rolle in Bonn spielen wie ich sie in Rhöndorf habe.

Hand aufs Herz, an welchen Schwächen musst du noch arbeiten?

Ich kann und muss noch in allen Bereichen arbeiten. Ich bin noch weit davon entfernt ein ausgereifter Spieler zu sein. Da ich Tag ein und Tag aus mit den besten Spielern der Liga trainieren darf, kann ich behaupten, mich ständig rundum zu verbessern. Sei es Defensiv, weil man gegen Leute spielt, die einem natürlich überlegen sind. Genauso Offensiv. Wenn ich gegen Karsten Tadda spiele, der seit Jahren als einer der besten Verteidiger der Liga bekannt ist, wächst du automatisch.

Ab und an habe ich den Eindruck, dass du im Spiel den Fokus verlierst und zwar dann, wenn dich etwas ärgert. Richtig oder falsch?

Ja, ich glaub zu wissen was du meinst. Für mich steht gewinnen als Mannschaft immer an erster Stelle. Wenn ich dem Team dann nicht so helfen kann, wie es von mir erwarte, ärgert mich das tierisch. Daran muss ich auf jeden Fall arbeiten, um bei mir und im Spiel zu bleiben. 

Auf dem Spielfeld bist du immer hochkonzentriert, fast schon verbissen. Würde dir eine Portion Lockerheit speziell beim Wurf helfen?

Das ist tatsächlich ein Thema, was ich auch schon mit Julius besprochen habe. Er sagte zu mir, du bist so ein lockerer Typ abseits des Spielfeldes, bring doch ein bisschen von deinem Witz ins Spiel. Diese Freude würde uns als Team helfen und gibt dir eine weiterte Facette als Spieler. Ich glaube, was mich so verbissen macht, ist der unbedingte Wille gewinnen zu wollen. Das bringt mich manchmal so extrem in den Tunnel, dass die Lockerheit auf der Strecke bleibt. Auch daran werde ich weiterhin arbeiten.

Entwicklung ist so eine Sache, vor allem wenn Verletzungen passieren. Dich hatte ja unlängst eine heftige Fußverletzung erwischt. Wie sehr hat sie dich zurückgeworfen?

Mental war es gar nicht so schwierig, weil ich bei beiden Teams immer dabei war. Der Kontakt zu den Spielern hat schon sehr geholfen. Zunächst ging es darum den Fuß wieder voll funktionsfähig zu kriegen. Da hat Physio Bogdan Suciu einen riesen Job gemacht. Danach musst du auf dem Feld halt wieder das Vertrauen gewinnen, dass das Gelenk hält. Insgesamt fühlt es sich aber wieder richtig gut an. Ich merke aber immer noch, dass ich doch ordentlich an Geschwindigkeit verloren habe. Besonders der Drive zum Korb war vorher deutlich schneller. Zum Fullspeed wird‘s noch ein wenig dauern, ich bin aber auf einem guten Weg. Verletzungen sind halt das Berufsrisiko für Sportler.

Du hast das Glück in dieser Saison unter einem der besten Trainer Europas trainieren zu können. Was macht Tuomas Iisalo so besonders?

Was macht den Mann so besonders? Einfach seine Ambitionen gepaart mit einem außerordentlichen Basketball-Wissen. Dann die besondere Art, wie er mit uns Spielern umgeht. Er fordert viel ein, gibt auf der anderen Seite mindestens genauso viel zurück. Erfolg ordnet er einfach alles unter. Nicht mehr und nicht weniger erwartet er von der Mannschaft. Er sucht akribisch nach Verbesserungspotenzialen im Team, um noch ein paar Prozentpunkte Leistung heraus zu kitzeln. Identität ist für ihn ein zentraler Punkt, die man nur gemeinsam entwickeln und pflegen kann. Das macht Tuomas Iisalo im Wesentlichen aus. 

Kommen wir vom BBL- zum ProB-Coach. Ist Julius Thomas derzeit aus deiner Sicht einer der besten ProB-Trainer?

Meiner Meinung nach ja, obwohl Julius noch ein sehr junger Trainer ist. Dabei ist die enge Zusammenarbeit mit Coach Iisalo ein wichtiger Faktor. Er saugt in Bonn alles sehr schnell auf und setzt es Rhöndorf erfolgreich um. Ich habe natürlich keinen Einblick in andere Hallen, subjektiv würde ich aber behaupten, dass Julius am härtesten an sich selbst arbeitet, um mit uns als Team den nächsten Schritt zu gehen. So betrachtet würde ich schon sagen, Julius ist einer der besten ProB-Trainer im Norden wie Süden.

Ich hatte unlängst das Vergnügen mit euch als Team unterwegs zu sein. Dabei habe ich festgestellt, dass du eigentlich „Jo-Nuts“ heißen müsstest. Vor deinen Sprüchen ist ja Nichts und Niemand sicher …

(Lacht ausgiebig) Ich bin, glaub ich, recht einfach im Umgang. Mit mir hat man eigentlich persönlich nie Probleme, heißt es nun als Trainer oder Mitspieler. Es ist natürlich auch so, dass wir als Team viel Zeit miteinander verbringen. Wir sehen uns häufiger als die Familie oder Freundin. Dann ist es doch eine gute Sache, wenn wir uns alle verstehen. Wir nehmen uns alle nicht zu ernst und drücken uns auch schon mal einen Spruch. Wenn wir dann die gute Energie aufs Spielfeld bringen, umso besser. Das ist aus meiner Sicht übrigens ein Punkt, warum es in dieser Saison bei uns so gut läuft.

Deine Schlagfertigkeit ist aber fast schon legendär …

Ich bin immer für einen lockeren Spruch zu haben. Ich lache auch gerne über mich selber. Ich habe einfach Spaß am Leben.

Richten wir den Blick nach vorne, was erwartest du von dir selbst in den anstehenden Playoffs?

Die Erwartungen an mich selbst sind die Höchsten. Ich erwarte von mir an beiden Enden des Spielfeldes sehr viel. Dem Team das zu geben, was es braucht um Erfolgreich zu sein, steht für mich an erster Stelle. Schon im Training versuche ich den anderen Jungs mitzugeben was die Baskets derzeit auszeichnet, nämlich Teamspirit. Ich denke, dass ist auch etwas, was Julius von mir erwartet.

Ist das Team Ready für die Playoffs?

(Wie aus der Pistole geschossen) Auf jeden Fall!

Wie weit kann es für die Dragons in den Playoffs gehen?

Es ist alles auf Null gestellt, alles kann passieren. Aber ich bin überzeugt davon, dass Julius uns optimal auf die Spiele vorbereiten wird, egal auf welche Gegner wir treffen. Die Mannschaft hat auf jeden Fall das Potenzial, in den Playoffs einen langen Weg zu gehen.

Was nicht zuletzt auch von der Unterstützung der Fans abhängen wird. Wie erlebst du die Atmosphäre im DragonsDome?

Dadurch, dass wir uns vorzeitig für Playoffs qualifiziert und zuletzt gute Spiele gezeigt haben, hat es einen Push gegeben. Die Stimmung bei den letzten Heimspielen war echt klasse. Ich hoffe, dass die Playoffs noch ein Extra bei den Fans freisetzen wird. Denn gerade bei engen Spielen, die uns in den Playoffs wohl durchweg erwarten, hilft die Unterstützung von der Tribüne enorm und hilft am Ende die entscheidenden Punkte zu machen.

Es ist deine letzte Saison als Doppellizenz-Spieler. Hast du schon konkrete Pläne für die Zukunft?

In den letzten zwei Jahren konnte ich mich basketballerisch extrem verbessern. Daher möchte ich auch über diese Saison hinaus Basketball auf möglichst hohem Niveau spielen. Wo und wie es weitergeht, sehen wir dann im Sommer. Aktuell liegt mein Fokus auf meinen Teams, die beide in den Playoffs stehen.

Letzte Frage: wie würdest du als angehender Jurist den letzten Wurf verteidigen, der daneben geht und den Sieg kostet?

Uhhhh ­– in der ersten Instanz verlierst du. Dann gehst du in Berufung und überlegst dir einen Plan, um da sauber rauszukommen. Im besten Fall, lassen wir es erst gar nicht soweit kommen!

Außerdem gibt es ja auch noch die Bewährung. Dir persönlich wünsche ich maximalen Erfolg bei den anstehenden Aufgaben und uns Dragons berauschende Playoffs.