Kontroverse Diskussionen gehören zum Basketball dazu wie das Salz in die Suppe. Der eine findet die Leistung von XY gut, der andere eben grotte. Solche Beurteilungen werden maßgeblich von persönlichen Wahrnehmungen und Sympathien beeinflusst. Soweit völlig in Ordnung. Wie bei allem im Leben kommt es bei Äußerungen zum Geschehen allerdings auf die richtige Dosis an. Schließlich leben wir in einem Rechtsstaat. Bedeutet: jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung, allerdings auch auf die Unversehrtheit seiner Person. Allgemein betrachtet verdichtet sich der Eindruck, dass Sportveranstaltungen mehr und mehr zum Ventil für alltäglichen Ärger werden. Ungebremste Übergriffe auf Spieler, Schiedsrichter und Fans mehren sich jedenfalls. Und das wir uns im Basketball auf der Insel der Glückseeligen befinden ist eine Fehleinschätzung. Okay, Probleme wie im Fußball sind nicht zu beklagen, wo sich Hooligans abseits der Stadien zu hirnlosen Schlägereien verabreden. Allerdings machen verschiedene Geschehnisse wie zuletzt im Rahmen der ProB-Begegnung zwischen Bochum und Quakenbrück nachdenklich. Dort wurde ein Dragons-Fan von Bochumer „Anhängern“ krankenhausreif geprügelt und musste wegen eines Wadenbeinbruchs operiert werden – die polizeilichen Ermittlungen laufen.
Ein unrühmlicher Einzelfall oder doch die Spitze des Eisbergs? Schwer zu sagen und eigentlich auch völlig egal. Das Liga Büro ist jedenfalls entsprechend sensibilisiert, was vermehrte Aufforderungen um Stellungnahmen zu Vorkommnissen im DragonDome dokumentieren. In erster Linie geht es dabei um Beschwerden seitens Schiedsrichter, die massiv angepöbelt wurden. Aber auch Spieler gegnerischer Teams sind verstärkt Zielscheiben von disqualifizierenden Verbal-Attacken. Noch werden nur empfindliche Geldstrafen angedroht, die Rhöndorf im Vollzug jedoch hart treffen würden! Der Druck im Kessel steigt und will so gar nicht zu einem Nachwuchsförderstützpunkt passen.
Diesbezüglich sei ein kleiner Seitenblick in die amerikanische Profiliga NBA gestattet. Dort hat sich unlängst DeMar DeRozan von den Toronto Raptors kritisch geäußert. Der 28-jährige Guard spricht offen über Panik bei Spielen: „Wir wirken auf dem Feld unzerstörbar, am Ende des Tages sind wir jedoch alle nur Menschen. Wir haben auch Gefühle. Ich bleibe in gewisser Weise distanziert, in meinem eigenen persönlichen Raum, um mit allem fertig zu werden, mit dem du fertig werden musst.” Auch Cleveland Cavaliers-Forward Kevin Love gibt unumwunden zu über Panik-Attacken zu leiden. “Die Luft fühlte sich dick und schwer an. Mein Mund war wie Kreide. Ich erinnere mich an unseren Co-Trainer, der etwas über ein Verteidigungssystem schrie. Ich nickte, aber ich hörte nicht viel von dem, was er sagte. Zu diesem Zeitpunkt war ich außer Gefecht.”
Die Aussagen der beiden NBL-Profis stehen stellvertretend dafür, wie hart es ist Topleistungen auf den Punkt zu bringen, zusätzlich erschwert von äußeren Einflüssen. Am Gelingen kann die Kulisse einen großen Anteil haben. Folglich sollte der geneigte ProB-Fan sich der Macht seiner Worte bewusst sein. Vor allem, weil wir über die „junge Liga“ reden, in der sich alle Beteiligten für höhere Aufgaben entwickeln möchten und sollen. Die Rede ist nicht von Samthandschuhen, ein gerütteltes Maß an Selbstreflektion wäre allerdings hilfreich, wenn es auch verdammt schwer fällt. Es sollte die Aufgabe jeden einzelnen Fan sein Druck aus dem Kessel zu nehmen.
Die Dragons Rhöndorf haben daher eine Kampagne gestartet, pro fairen Umgang mit Schiedsrichtern, gegnerischen Teams und Fans, und werden in den nächsten Monaten dieses Thema immer mal wieder redaktionell aufgreifen. Den Startschuss dazu bildete der Beitrag „TimeOut – Schiris (sind keine) pfeifen“ in der vergangenen Playoff-Ausgabe des Hallenmagazins TipIn. Der DragonDome und die vielen Bad Honnefer Sporthallen sollen eine Festung des Fairplay sein. Gemäß dem Motto: Spaß statt Hass!