Das war nicht der Jahresabschluss, den wir Dragon-Fans uns gewünscht hatten. Insgesamt würde ich den Leistungsnachweis von allen Beteiligten als unerwartet bezeichnet. Da wären zunächst dusselige Drachen zu nennen. Gefolgt von hungrigen Hessen. Nicht zuletzt wären da noch die unglücklich agierenden Unparteiischen zu erwähnen. Ergibt in der Summe zwei völlig verdiente Verlustpunkte. Gleichbedeutend mit der ersten Heimniederlage der Saison – ausgerechnet am letzten Spieltag des Jahres.
Insgesamt war die Partie eine ziemlich ärgerliche Angelegenheit und das Ventil den überschüssigen Dampf abzulassen war schnell gefunden: die Schiedsrichter. Vorab gesagt, es war bestimmt keine Glanzvorstellung des Gespanns an den Pfeifen. Ich denke da nur an zwei glasklare Fouls, die zu unserem Leidwesen nicht geahndet wurden. Die meisten werden sich noch an die Situationen erinnern, als Kameron Taylor beim Dreier- und Thomas Michel beim Dunking-Versuch ordentlich aus der Bahn geworfen wurden. Und wenn dann im nächsten Moment vergleichsweise Kleinigkeiten gepfiffen werden, wenn auch grundsätzliche als Foul bewertbar, bringen sich Schiedsrichter halt selbst in Schwierigkeiten. So entsteht subjektiv der Eindruck der gefühlten Benachteiligung, auch wenn davon unter dem Strich keine Rede sein konnte! Man spricht in solchen Fällen gemeinhin von „fehlender Linie“. Ehrliche Selbst-Reflektion kann auch Schiedsrichter nicht schaden. Daher sollte vorsichtig geäußerte Kritik durchaus erlaubt sein. Anders sieht es mit persönlichen Beleidigungen aus, von denen ich im Nachgang gehört habe. Nichts gegen „Schieber-Rufe“, bei derben sexuellen Anfeindungen hört es allerdings auf! So etwas muss sich niemand gefallen lassen. Daher an dieser Stelle der Aufruf: wenn Euch so etwas zu Ohren kommt, einen deutlichen Riegel vorschieben und das Ordnerpersonal informieren. Eine Anzeige wegen Beleidung kann nämlich richtig teuer werden, ist extrem schlecht für unseren Ruf in der Szene und ist das Letzte was wir brauchen …
Die ungleiche Foulverteilung (Rhöndorf 26 / Gießen 11) hatte übrigens ganz einfache Ursachen. Mit einer Rumpftruppe von sieben Spielern angetreten, war es eigentlich klar, das Gießen Fouls minimieren musste. Zonenverteidigungen sind unter solchen Bedingungen das Mittel der Wahl. Die wiederum sind vornehmlich mit Distanzwürfen zu knacken. Tja, über unsere Quote von Außen hüllen wir mal den Mantel des Schweigens, vier Treffer bei 31 Dreier-Versuchen sprechen Bände. Leider waren auch die Versuche das Brett zu attackieren nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Johannes Lischka und Marian Schick ließen unsere Jungs fast wie Flipperkugeln in der Zone wirken. Folglich verlegten die Dragons das Spiel mehr nach Außen, gingen Körperkontakten aus dem Weg und kassierten automatisch weniger Pfiffe. Außerdem wurden viele Würfe nicht so vorbereitet, wie es sich Thomas Adelt wohl wünschte. Auf der Gegenseite erledigte das mächtige Center-Duo seinen Job souverän und routiniert. Den Hals brachen uns jedoch die Dreier von Gießens Bank. Okay, wir mussten mit Valentin Blass, Yannik Kneesch und Kevin Thomas auf drei Stamm-Spieler verzichten, die durchaus für Entlastung hätten sorgen können. Allerdings fehlten auch auf Seiten der Rackelos Schlüsselspieler wie Jeril Taylor und Nick Hornsby, also herrschte personaltechnisch Waffengleichheit.
Fazit: an diesem Tag fehlte unseren Jungs schlicht weg die notwendige Cleverness, was man einer jungen Mannschaft einfach zubilligen muss. Sehen wir es doch einfach aus einem positivem Blickwinkel: Das Team ist noch weit vom Leistungsoptimum entfernt. Respektive, das mögliche Steigerungspotenzial ist erheblich. Was im Hinblick auf die Playoffs auch notwendig ist, damit diese für uns nicht zum kurzzeitigen Intermezzo geraten. In dieser Hinsicht bin ich jedoch optimistisch. Einerseits wussten die Spieler nach der Niederlage genau einzuschätzen, was mies gelaufen war. Wie sagt man doch, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Auf der anderen Seite sind die Dragons im neuen Jahr (hoffentlich) wieder komplett. Vor allem Brandon Watkins verspricht in Sachen Rebounds und Defensive eine ordentliche Portion Zusatzenergie. Kombiniert mit den erhofften Lerneffekten, dürfte die verbleibenden Spiele der Rückrunde hoffentlich ähnlich erfolgreich werden wie weite Teile des bisherigen Jahres, von den Playoffs ganz zu schweigen!
Lehnt euch also entspannt zurück und genießt die Festtage im Kreis eurer Lieben. Vor allem aber möchte ich Euch alle im neuen Jahr bei bester Gesundheit im DragonDome sehen und hören!
Euer
Klaus Beydemüller
Zur Person
Klaus Beydemüller hat als anerkannter Basketball-Journalist und -Fachmann seit Jahren den deutschen Basketball im Blick und steht als treuer Fan und Berater den Dragons seit unzähligen Spielzeiten zur Seite. In seiner Kolumne “So Isset!” greift das Drachen-Urgestein aktuelle Themen rund um die Dragons Rhöndorf auf und kommentiert in seiner eigenen Sichtweise. Klaus Beydemüller ist kein offizieller Vertreter der Dragons Rhöndorf und vertritt in seiner Kolumne nicht die offizielle Meinung der Dragons Rhöndorf.